Bauernkriegsmuseum Kornmarktkirche

Die ehemalige Klosterkirche St. Crucis, gelegen am Kornmarkt, weist sich durch das Fehlen eines Querschiffes, schmuckloses Mauerwerk sowie schlichte Maßwerkfenster und Portale als Bettelordenskirche aus.
Sie wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts unter Einbeziehung eines romanischen Vorgängerbaues errichtet; der Turm wurde – entgegen der Ordensregeln der Franziskaner – am Anfang des 15. Jahrhunderts im Winkel zwischen Langhaus und Chor eingefügt.

Der seit 1802 profanierte Bau, der zunächst als Städtische Waage und Kornmagazin, später gar als Bauhülle für Büroräume und Wohnungen verwendet worden war, fand erst nach grundlegender Restaurierung in den Jahren 1973 bis 75 und der nachfolgenden musealen Gestaltung eine angemessene Nutzung, die durch Sonderveranstaltungen vornehmlich musikalischer Art ergänzt wird.
Ein Gruftlapidarium vermittelt Informationen zur Baugeschichte, ein Außenlapidarium versammelt erhaltenswerte Bauspolien aus dem gesamten Stadtraum.

Die Kornmarktkirche war während der Bauernkriegsereignisse einer der Hauptorte des Geschehens in Mühlhausen. Hier sammelten sich die Aufständischen, und hier gossen sie Geschütze für ihren Kampf. Dieser authentische Ort beherbergt heute eine Dauerausstellung, die über den Verlauf, die Höhepunkte und die Nachwirkungen des Deutschen Bauernkrieges im Kontext der Zeit und als Bestandteil der deutschen Nationalgeschichte informiert – deutschlandweit die umfassendste Exposition zu diesem historischen Thema, die von korrespondierenden Sonderausstellungen begleitet wird. 

Das Carillon im Turm der Kornmarktkirche setzt durch sein tägliches Geläut jeweils um 12 und 18 Uhr einen besonderen Akzent im historischen Ambiente der Stadt Mühlhausen.

Sehenswert ist auch der Klostergarten im ehemaligen Kreuzgang, der nach historischen Vorlagen gestaltet wurde.

Foto: Blick in die Ausstellung

Dauerausstellung

"Luthers ungeliebte Brüder - Alternative Reformationsideen in Thüringen"

Martin Luther hat Großes geleistet und eine Reformation der bestehenden Kirche angestoßen, die erst zu grundlegenden Veränderungen in Europa und schließlich in der ganzen Welt geführt hat. Jedoch ist diese niemals das Werk eines Einzelnen gewesen. Auch „Luthers ungeliebte Brüder“ kritisierten unter anderem den Ablasshandel und strebten eine reformatio an, eine Wiederherstellung der alten Ordnung und Schaffung einer neuen Grundlage des Lebens. Mit ihren alternativen Reformationsideen wirkten sie insbesondere auch in Thüringen.

Andreas Bodenstein von Karlstadt etwa, der Doktorvater Martin Luthers, predigte von Orlamünde aus gegen die Heiligenbilder in den Kirchen und Klöstern, was mancherorts zum Bildersturm führte. Einer seiner Anhänger war der erste Reformator der Stadt Creuzburg, Matthäus Hisolidus. Großen Einfluss hatte auch der Theologe und Reformator Jakob Strauß, der in Eisenach Zins und Wucher kritisierte und den „Wucherstreit“ entfachte.


Einen Großteil seines Lebens in Haft in Eisenach und auf der Wartburg verbrachte der Täufer Fritz Erbe, weil er standhaft an seinem Glauben festhielt. In Mühlhausen beteiligten sich Heinrich Pfeiffer und Thomas Müntzer erst an den innerstädtischen Aufständen, dann zogen sie mit dem plündernden Haufen ins Eichsfeld. Zusammen mit zahlreichen Anhängern marschierte Thomas Müntzer schließlich nach Frankenhausen, um mit anderen Thüringern gegen die fürstlichen Heere zu kämpfen.

Standen die theologischen Mitstreiter Martin Luthers, die von der reinen lutherischen Lehre abwichen oder eigene reformatorische Ideen verfolgten, bisher weitestgehend im Schatten des großen Reformators, soll in dieser Sonderschau an sie erinnert werden.

Öffnungszeiten und Eintrittspreise